St. Michael

Anfang der 50er Jahre erwarb die Diözese Hildesheim in der Bahnhofstraße ein Grundstück für den Neubau einer Kirche mit entsprechenden Nebenräumen. Es war deutlich geworden, dass die vielen Flüchtlinge aus den ostdeutschen Vertreibungsgebieten nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren werden.
1956 wurde Munster-Lager zudem Standort von Dienststellen und Truppenteilen der 1955 geschaffenen Bundeswehr. Die Diözese und das Katholische Militärbischofsamt der Bundeswehr einigten sich, eine Kirche mit Nebeneinrichtungen so zu bauen und zu betreiben, dass sie gemeinsam genutzt werden können. Zum 1. April 1960 wird mit Urkunde vom 6. April 1960 die Katholische Kirchengemeinde St. Michael in Munster gegründet, zu der die Katholiken in den politischen Gemeinden Alvern, Breloh, Ilster, Munster, Oerrel, Töpingen und Trauen gehören.
Die Planung des neuen Gotteshauses und der gesamten Anlage liegt in Händen von Diözesan-Oberbaurat Josef Fehlig. Der Grundstein für die St. Michael-Kirche wird am 18. Juli 1959 gelegt. Am 10. und 11. Dezember 1960 werden Kirche und Altar durch Bischof Heinrich Maria Janssen unter Assistenz von Militärgeneralvikar Georg Werthmann geweiht.

St. Michael

Aus der Geschichte

Im Jahr 1527 wird verordnet, dass im Fürstentum Lüneburg und damit auch in Munster das Christentum nur mehr nach der Lehre Martin Luthers gepredigt und gelebt wird. Nach dem 2. Weltkrieg im inzwischen zum Munster-Lager gewordenen Heidedorf entsteht eine katholische Gemeinde aus Soldaten, Kriegsgefangenen und vor allem Flüchtlingen und Heimatvertriebenen. Soweit sie nicht die aus dem Mittelalter stammende ev.-luth. „Kirche zu Munster“ nutzen können, werden die Gottesdienste in verschiedenen Räumen im Lager gefeiert. Die Katholiken gehören zunächst nach Ebstorf und später zur Kirchengemeinde St. Marien in Soltau. Von 1947 bis 1960 nutzt die Gemeinde einen als Kirche umgerüsteten Pistolen-Schießstand für ihre Gottesdienste, in dem auch ein Raum insbesondere für die Jugendarbeit zur Verfügung steht.

Kunst in der Kirche

Der Grundriss der Kirche hat die Form eines Kreuzes. Die künstlerische Ausgestaltung der Kirche oblag dem Braunschweiger Innenarchitekten Wilhelm Keudel. Zwei Sgrafitti, St. Michael, außen am Westgiebel und der auf einem Regenbogen thronende Weltenrichter Christus über dem Tabernakel an der Altarwand fallen jedem ins Auge. Sämtliche Fenster sind bleiverglast, wobei die Darstellungen in der Taufkapelle besonders zu erwähnen sind.
Der Tabernakel auf dem an der Wand stehenden Altar zeigt einen nach unten durchgedrückten emaillierten Regenbogen. Altar und Kanzel sind mit Schiefer mit eingeritzten grafischen Darstellungen versehen.
St. Michael ist ein vorkonziliarer Kirchbau! Das II. Vatikanische Konzil geht am 8. Dezember 1965 zu Ende. Nach der damit bewirkten Liturgie-Reform soll die Eucharistie fortan vom Priester mit dem Gesicht zur Gemeinde gefeiert werden. Außerdem soll das Sakrament der Taufe inmitten der versammelten Gemeinde gespendet werden. Die Umgestaltung der Kirche ist erforderlich. Diözese und Militärbischofsamt einigen sich, die Kosten dafür gemeinsam zu tragen.
Mit der künstlerischen Um- bzw. Neugestaltung des Altarraumes beauftragen sie den bekannten schlesischen Künstler Josef Baron aus Unna-Hemmerde. Die Arbeiten werden 1980 vorgenommen.
Aus der Taufkapelle wird ein Andachtsraum, in dem eine von Gönnern gestiftete Pieta das Taufbecken ersetzt hat.
Das Christus-Sgrafitto und der Tabernakel konnten an einer Wand im rechten Seitenraum Platz finden und damit gerettet werden.
Die Schieferplatten von der Kanzel zieren den Seitenaltar. Der Altarraum wird von einem Triumphkreuz im Strahlenkranz beherrscht, der Tabernakel zwischen zwei Marmor-Säulen von vier biblischen Darstellungen umrahmt und die Kanzel zeigt das Pfingstwunder. Hinzu kommen Leuchter, wobei der für die Osterkerze besonders zu erwähnen ist und das Taufbecken. Aufspringende Knospen sind ein alle künstlerischen Darstellungen einrahmendes Symbol, auch rund um den Altar aus Solnhofener Marmor.
1986 wurde im linken Seitenraum ein Kreuzweg von Josef Baron angebracht, der ebenfalls gestiftet wurde. Im rechten Seitenschiff steht eine Muttergottesstatue von Josef Hauke, der auch den Korpus des Kruzifixes vor der Kirche zur Bahnhofstraße hin geschaffen hat.
An der Ostwand zur Straße Hindemithweg hin steht seit 2010 ein Mahnmal gegen Krieg, welches Josef Baron 1960 für die Stadt Holzwickede als Kriegerdenkmal geschaffen hatte und dort durch eine entsprechende Darstellung aus Bronze ersetzt wurde.